Risiken und Vorteile aus Blickwinkel eines Betroffenen....
Huhu ihr Lieben, ich werde einfach mal, um den bitteren Geschmack zu tilgen, mit dem positiven Aspekten anfangen.. Bitte haltet beim Lesen immer im Hinterstübchen, dass ich wirklich heilfroh bin, mein Kunstherz zu haben!
- Lebensverlängerung
Bei Menschen, wo die Herzinsuffizienz sehr weit fortgeschritten ist, kann durch die Implantation eines Kunstherzens die Wartezeit für die Herztransplantation erleichtert werden.
- Lebensqualität
Selbst bei Patienten mit einer sehr hohen NYHA, (New York Heart Association unterteilt in den Stadien I - IV ) wie bei mir, (zuletzt III – IV) kann dieses LVAD [Linksherzunterstützungssysteme, Left Ventricle Assistent Devices] beitragen, dass wir ein relativ normales Leben führen mit der Möglichkeit, wieder Kleinigkeiten im Alltagselbst/alleine zu bewältigen.
- Mobilität
Kleinere Spaziergänge, Einkäufe, Treppensteigen usw. So doof es klingen mag, sind dies für mich die tatsächlichen wichtigen GUTEN ARGUMENTE. Sollte wem noch etwas einfallen, was ich oben nicht erwähnt habe und nicht unter die beiden Oberbegriffe passt, nehme ich Anregungen gerne per Mail entgegen. Nun komme ich mal zu dem negativen aus meiner Sicht...
- Driveline
War doch klar dass das mein erster Punkt wird, oder? Sie ist einfach zu kurz. 30Cm ist nicht mal der Abstand, den man beim einparken zu den Autos links und rechts einhält, damit Leute ein und aussteigen können. Sie verbirgt dazu noch einen entscheidenden Faktor, den ich mehr für bedenklich halte. Die Infektionsgefahr! Durch den Zugang von außen über die Haut und der Bauchdecke zum Herzen, ist dort eine Stelle entstanden, die sehr empfindlich ist. Nicht nur gegenüber Reizen durch Bewegung der Driveline, wenn sich der Träger bewegt usw. Sondern durch andere Einflüsse. Wasser beim Duschen, Schwitzen usw. Sollte sich der Zugang tatsächliche mal entzünden, kann man nur hoffen, dass man es schnell wieder unter Kontrolle bekommt. Sollte sich die Entzündung ausweiten und Bakterien tatsächlich über die Driveline in den Körper eindringen, oder diese sogar hoch wandern endet es unerfreulicher Weise im OP! Und ohne einen medizinischen Grund nennen zu müssen als Nachteil reicht es leider in vielen Fällen schon wenn die Tasche versehentlich herunter Fällt um schweren Körperlichen Schaden zu erleiden. Wenn an der Driveline gerissen wird, besteht immer die Gefahr von inneren Verletzungen, bis hin zum Tod.
- Die Akkus
Im laufe der Jahre verhalten sich diese Hochleistungsakkus leider wie alle anderen Batterien auch. Durch Laufzeit, Nutzung usw. lässt die Arbeitszeit nach.
- Die mitgelieferte Erstausstattung
In der Anfangszeit mag es zwar ok sein, mit der Tasche rumzulaufen, sobald man aber dann aktiver wird, sich mehr bewegt, eventuell auch wieder Sport macht, ist die Tasche eher hinderlich als nützlich. Hinzu kommt dann die Fixierung des Controllers und der Akkus ist von Eimer. Wenn der Controller an der Tasche fest ist und man den Akku wechseln will/muss legt sich die Lasche der Halterung in der Tasche über den Anschluss. Somit ist ein schneller Akkuwechsel nicht möglich. Erschwerend sind die Akkus in 2 kleinen Täschchen unter dem Controller untergebracht. Somit trägt man auch immer die vollen 3 KG auf einer Schulter (Je nachdem ob die Driveline links oder rechts aus dem Körper kommt). Es gibt zu der Erstausstattung noch ein Zubehörteil! Einen Gürtel. Dieser kostet allerdings 670€ und kann über die Krankenkasse bewilligt werden. Allerdings haut es mit der Lieferung des Gürtels nicht wirklich hin. Ich warte schon sehnsüchtigst auf meinen, damit mich die Tasche nicht immer so beim Sport behindert...
- Runtime und Lebenserwartung des Systems
Leider ist aus technischen Gründen derzeit die Lebzeiten der Komponenten auf 5 Jahre +- ein paar Monate limitiert. Zumeist hat bis dahin die Driveline schon ihre beste Zeit hinter sich. Aber auch die Pumpe hat dann ihre Grenze erreicht. Da dass Innenleben der Pumpe auf einem Blutfilm gelagert wird (und logischerweise nicht auf Öl ) gibt es nicht viel Schmierung. Eine Re-Implantation ist ebenfalls nicht mehr möglich aus medizinischen Gründen. Somit MUSS in dem Zeitrahmen eine Transplantation erfolgen. Nur leider gibt es immer noch nicht genug Organe um alle wartenden zu versorgen.
- Blutverdünner
Ein Leben lang ist man auf dieses Medikament angewiesen, da das Blut einen gewissen Gerinnungswert nicht unterschreiten darf, wegen der Gefahr der Thrombosenbildung und damit das Blut leichter durch die Pumpe läuft. Mir wurde vor einigen Tagen zwei Fragen gestellt die ich ehrlich gesagt sehr interessant finde:
- Warum lässt jemand all dies über sich ergehen?
Weil ich leben will! Relativ normal leben!
- Würdest du all das nochmals auf dich nehmen?
Mit dem Wissen von heute, was mich erwartet und mit der ungewissen Zukunft? Ich weiß es nicht! Allerdings weiß ich, dass die Medizin ständig Fortschritte macht, also warten wir mal ab!