Mein Leben nach der Herztransplantation
Erfahrungen eines Betroffenen



Wie die Zeit läuft. Eigentlich sollte diesmal als Titel stehen: Drittes Jubiläum. Naja, das hatte ich ja am 30.01.16, doch leider war mir nicht so wirklich zumute, den Tag nun irgendwas in Worte zu fassen. Leider ist nun seit dem 30. Oktober 2015 viel vorgefallen, was ich nun versuchen möchte nieder zu schreiben und auch zu verarbeiten.
Wie ja schon unter dem Kapitel „Das Pümpchen“ geschildert fing das ganze Dilemma am 18.10.15 an. Eigentlich sollte ich zu dem Termin in der MHH auf Station 15 erscheinen, zwecks der HU-Evluation (Dringlichkeits- Listung). Als erstes wurde ja ein Herzkatheter gemacht. Trotz der VAD-Unterstützung, kam ich gerade mal auf 9% tatsächlicher Herzleistung. Somit war damit einer der Punkte für die Listung erfüllt. Allerdings ließ nun den Ärzten keine Ruhe, warum dem so war und vor allem, warum die Controller immer so heiß liefen. Es wurde ja erst eine Thrombose in der Pumpe vermutet, da man aber selbst in einem CT nicht in die Pumpe schauen kann, konnte dies nicht nachgewiesen werden. Dennoch wurde das CT gemacht, um heraus zu finden, ob eventuell in der Outflow-Leitung etwas sitzt. Aber auch das war nicht der Fall. Somit wurde dann entschieden, dass das System, sprich die Pumpe und Driveline gewechselt werden. Bei dem Eingriff stellte sich dann heraus, dass die Pumpe sich an der Herzwand festgesogen hatte und Teil des Herzmuskels in der Pumpe saß, gerade soviel, das sie noch Pumpen konnte aber sich Watt und Flow auf dem Controller nicht änderten. 
Eigentlich, sollte die Operation einfach sein. Klar, war sie wohl auch für das Team, die die durchführten, allerdings nicht so wirklich für mich. Die Station 74, war für mich der Alptraum schlechthin. Beim Erwachen, noch intubiert gewesen. Völlig normal, ich weiß, allerdings konnte ich die ganze Zeit, einen kleinen Kondenstropfen beobachten der im Beatmungsschlauch saß. Irgendwann war er zu groß um oben zu bleiben, lief herunter, was mich zum Husten brachte. Auf Husten folgte Würgen, darauf wieder Husten und natürlich zog das die Aufmerksamkeit einer Schwester auf sich. Die kam zu mir ans Bett, versuchte mich zu beruhigen, mit den Worten „ich sauge das eben ab“. Juchu die Waldfee, nun hatte wich wieder etwas gelernt. „Absaugen“, beruhigt mich nicht, denn dafür wird eine kleine Schleuse am Beatmungsschlauch geöffnet, ein kleiner dünner Schlauch eingeführt, der Speichel und Co absaugt, doch das bedeutete mehr Husten, mehr Würgen...
Als das Prozedere vorbei war, konnte ich wieder normal atmen. Der diensthabende Arzt erschien auf der Station, schaute mich an, und meinte dann nur zur Schwester, dass ich noch etwas an der Beatmung liegen müsse... Boah, nee, wie lange denn noch? Und wieder bildete sich so ein kleines mieses Tröpfchen... Hatte ja gelernt: Tropfen = Husten = Würgen = Schwester = Absaugen = Würgen = Husten = nichts beruhigendes... HA! Wenn ich durch die Nase atme, bewegte sich der Tropfen nicht mehr, Die Lösung! 
Es vergingen (gefühlt?) Stunden... Die Schwester kam zu mir ans Bett. Ich dachte nur, oh Gott, nicht Absaugen, da ist nichts... „Herr Cohrs, können sie meine Hand drücken?“ Das hatte ich 2001 zum ersten Mal gehört, bei meiner aller ersten  Herzoperation.  Drücken = Trinken, oder... Tubus loswerden!Ich nickte vorsichtig und drückte mit allem was meine Kräfte hergaben. Sie lächelte und sagte frech „Rechtshänder was?“ und ging auf die andere Seite rüber und nahm meine linke Hand. Ok, jetzt nochmals, volle Anstrengung... *drüüüüüüück*
Sie beugte sich herüber so dass ich sie sehen konnte und sagte mit ruhiger Stimme:“ Dann wollen wir Sie mal Extubieren..“ Kurz Luftholen, und.... JA! Frei... Ok, erst mal kräftig Husten und tief Einatmen. „Alles ok?“ Von mir kam nur ein leises, kratziges: Ja...
Nachdem ich dann wieder etwas sprechen konnte, bat ich um ein Telefon, um meine Lebensgefährtin zu informieren, dass es mir soweit gut geht
Dann folgte das normale 0815 auf der Intensivstation. Waschen, bisschen  Aufrichten, ein wenig später auf die Bettkante setzen, etwas Trinken,...
Ich kann nicht mehr genau sagen, nach wie viel Tagen ich auf die 15 zurück verlegt wurde. 2 oder 3 Tage nach der Operation? Mir ging es auf jeden Fall schon etwas besser, so rein körperlich. Blasenkatheter raus, Drainage raus, Bettkante sitzen, Aufstehen und tatsächlich schon die ersten Schritte wieder gehen. Natürlich, zum Klo „grinst“
Vier Tage nach der OP, lief ich schon wieder umher. Nach genau einer Woche, den Freitag der Folgewoche, wurde ich nach Hause entlassen. Man man man, was war ich froh den Mist überstanden zu haben. Doch leider fing damit auch die nächste Katastrophe an. Die Narbe an der Brust, wo mir die alte Pumpe durch entfernt und die neue eingesetzt wurde, hörte nicht auf zu Nässen.