Mein Leben nach der Herztransplantation
Erfahrungen eines Betroffenen

Nachdem es ja nun schon eine längere Zeit im Gespräch ist, dass mir bei diesem Aufenthalt hier nun eine Maschine verpasst werden soll, die die Funktion meiner linken Herzhälfte übernimmt, die ja nun gar nicht mehr wirklich arbeitet,möchte ich hier mal so ein bisschen meine Gedanken, Eindrücke und Erwartungen niederschreiben...     Als ich hier stationär aufgenommen wurde, hatte ich doch echt noch die fixe Idee: Ha! Es wird schon nicht soweit kommen, wobei mir eigentlich die Ärzte schon vorher sagten: Es wird etwas passieren. Nachdem ich dann von meinem Hausarzt auch noch die Einweisung in der Hand hielt, mit der Begründung für die Aufnahme = Kunstherzimplantation, dachte ich ja zuerst noch: Vielleicht täuschen sich die Herren und Damen in weiß ja, und meine Werte sind noch nicht soooo grottenschlecht, als das der Eingriff wirklich nötig wird.  Als es dann hier auch noch beim Arztgespräch am Folgetag hieß, das aufgrund der kosten für den Eingriff, wie auch die kosten für die Gerätschaften extrem hoch sind, so dass tatsächlich schlechte werte vorliegen müssen für den Eingriff, dachte ich immer noch: So schlecht geht es dir ja noch nicht. Stehst auf eignen Beinen, kannst noch, wenn auch lahmarschig spazieren gehen etc. Also doch nur „Kurzurlaub“ und unerledigter Dinge heim. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich den Überblick, welche Werte schlecht sein müssen, damit es wirklich dazu kommt.  Als es dann hieß, die eigentlich ausschlaggebende Untersuchung wird der Herzkatheter sein, war ich immer noch tatsächlich der festen Überzeugung: ende der Woche geht’s wohl wieder heim, und dann wie gehabt warten auf den Anruf, dass es losgeht zur Transplantation.  Typischer Fall von denkste! Als ich im Herzkatheterlabor auf dem Tisch lag und nach der ersten Rundfahrt der Arzt mich schon etwas ungläubig über die Brille anschaute, dachte ich schon: Oh oh! Neugierig wie ich halt bin, fragte ich dann stumpf:„Na Dok, morgen nachhause?“ Er sagte erst nichts. Führte die Untersuchung weiter durch. Bei jedem 3. „hmmm“ guckte ich ihn an und erwartete endlich mal eine aussage... Nachdem er dann endlich mal zum ende kam, murmelte er noch irgendwas in sein Diktierteil und wandte sich dann mir zu. Als ich ich ihn dann doch um Klartext bat, anstatt diesen, „ja wissen Sie“ „blablabla um den heißen Brei reden“, sagte er: „Ich habe hier die Daten vom letzten Katheter vorliegen und wenn ich dies so vergleiche haben wir einen Pump und Leistungsverlust von 50%. D.h. Von mal eben nachhause gehe ich persönlich nicht von aus, allerdings bin ich nicht der Arzt, der dies zu entscheiden hat...“     Wieder auf Station dauerte es nicht lange, bis sich die Ärztin blicken ließ. Mit leichtem sarkastischen Unterton in der stimme sagte sie zu mir: „Herzlichen Glückwunsch, ihnen geht es schlecht genug, dass wir Sie operieren können!“ Mein erster Gedanke war da nur: Herzlichen Glückwunsch? Naja, wenn man da gratulieren kann?  Ich hatte vorher noch mit meinem Zimmergenossen rumgeunkt, dass ich ende der Woche zuhause bin...Naja, war wohl nichts...  Im nachfolgenden erklärte mir die Ärztin auf nette und bestimmte Art und Weise, dass es nun eigentlich nur noch 3 Möglichkeiten für mich gibt:   

  • Nach Hause fahren und in sehr kurzer und doch absehbarer zeit wieder im Krankenhaus zu landen, mit voraussichtlich noch schlechteren Werten als jetzt
  • Eine Dringlichkeitslistung zur Transplantation, die mit den Werten nun doch noch mehr als unmöglich wäre und kaum Erfolgsaussichten hätte
  • Das Kunstherzimplantat

Wenn ich nun ehrlich sein soll, gab es da für mich nicht mehr viel zum drüber nachdenken. Denn was zu tun war, war von dem Augenblick schon klar... Erstmal einen Kaffee! Grinst     So kam es nun dazu, dass mich am folge Tag dann eine Dame vom Kunstherzteam besuchte, um mir mal ein paar Eindrücke zu vermitteln. Technisches, Fakten und diverse andre Kuriositäten.. Unter anderem gab es als erstes eine Broschüre über Pflege und Versorgung der Wunde, aus der später ein Kabel aus mir herauskommen wird! WAS? Ein Kabel? Von innen nach außen? Ach du Scheibenkleister, das kann ja heiter werden...     Am Mittwoch morgen fing mich die Ärztin auf dem Flur ab. Sie fragte mich lächelnd: „Darf ich ich Ihnen etwas zeigen?“ Nachdem ich ja nun zeit ohne ende hier habe, willigte ich ein, und wir gingen ein Stück den Flur entlang, bis wir an einem Zimmer ankamen, aus dem lautes Gelächter schallte.. Als wir das Zimmer betraten, lagen dort 2 Patienten. Batteriekasten neben sich, Becher Kaffee in der Hand, erzählten sich schmutzige Witze und lachten lauthals... Die Ärztin unterbrach sie mit den Worten: „dies ist Herr Cohrs, ich wollte ihm mal zeigen wie schlecht es unseren Kunstherzpatienten geht...“     Schlecht? Hallo? Also unter schlecht hätte ich mir nun wirklich was anderes vorgestellt... Sie erzählten mir eigentlich das, was mich erwartete. Ein Kunstherz mit dem einzigen Ziel: Bridge for transplant. Als dann der 3. aus dem Zimmer vor mir stand, Schweiß gebadet, außer Atem und groggi dachte ich dann wieder: Scheibenkleister, was mich wohl erwartet... Er nahm mir den Wind aus den Segeln mit den Worten: „sorry komme gerade aus dem Fitnesscenter, war mit den Ärzten trainieren!“ Wollt ihr JETZT meinen Gedanken wissen?  
I C H      W I L L      A U C H!     Am Nachmittag erschien dann wieder die Dame vom Kunstherzteam. Sie brachte mir zum anschauen einmal ein Kunstherz mit. Eigentlich nur die Pumpe, die Akkus, die Steuereinheit, die Ladestation und die Patientenbroschüre mit allen Informationen zu meinen neuen Begleiter... Dann durfte ich ein bisschen an den Teilen fummeln (wieso klingt dass bei mir so schmutzig?). Stecker abziehen, Akku tauschen, dann wurde mir halt erklärt, dass das System welches ich bekomme, halt nicht wie viele Systeme eine eigne Stromversorgung für ca. 10 Minuten hat, wenn mal was passieren sollte, wo auch betont wurde, dass normal NICHTS passiert, sondern immer eine Stromversorgung braucht, durch Akku +Steckdose/ (lachen musste) Zigarettenanzünder im Auto, oder aber 2 Akkus. Wie man halt das System zusammensteckt, was man machen darf und sollte und vor allem lassen sollte. Zum ersten Mal seit dieses Thema Kunstherz aufgekommen war, wurde ich neugierig. Wollte mehr wissen. Abläufe, Arbeitsweise usw. Also befragte ich den besten Freund den man haben kann: Google!     Es dauerte nicht mal ein paar Minuten und ich war auf der Seite des Herstellers... Heart-Ware©. Grinst, klingt doch komisch wenn man es ausspricht :) Ich musste an Hardware denken :) Ich schaute mir deren Video an auf der Seite an, klickte mich durch deren Seite und musste feststellen: wowwwww die die sie dort zeigten, waren tatsächlich wieder mobil usw.. Aber meine Neugierde war immer noch nicht wirklich gestillt. Also hab ich mir (ja, ein denkwürdiger Moment) die Broschüre (Handbuch) geschnappt und durchgelesen. Worüber ich zuerst stolperte waren die ganzen Warnhinweise... Pumpenausfall, was dann machen, oder bei Alarmsignal soundso wie man das Gerät handhabt, Pflege, Wartung, hoppla...Handbuch schon zu ende?     Nachdem ich dann auch noch eine Nacht drüber geschlafen habe, interessieren mich nur noch 3 wirkliche Fragen:     Wann geht’s los?  Werden das wirklich nur so kleine Schnitte im Brustkorb die nicht so schmerzen wie 2001?  Wann darf ich Sport machen?     Ich habe zwar immer noch leicht mulmiges Gefühl wegen der Operation. Aber nicht mehr wegen des neuen Begleiters, der mich nach meinem Aufwachen erwartet!