Mein Leben nach der Herztransplantation
Erfahrungen eines Betroffenen

Für alle die nun hier nun erwarten, dass ich in Jubelgeschrei ausbreche, muss ich leider enttäuschen… Am 30.01.2014 hatte ich nun mein erstes Jahr mit dem Kunstherz um. Klar eine feine Sache, wer weiß wie es mir gehen würde, wenn ich es nicht hätte machen lassen… Allerdings hatte ich auch somit das zweifelhafte Vergnügen, diverse Erfahrungen sammeln zu können. Zum einen kann ich heute mit Gewissheit sagen: Wer sich über sein Handy, PC, usw. ärgert, weil die Technik nicht so will wie sie soll, in der Medizin gibt es keine 24 Monate Garantie! In 12 Monaten, habe ich 3 Steuereinheiten und diverse Akkus über den Jordan gebracht. Alle 3-5 Tage Nasenbluten (nein an die Damen, *grinst* nicht einmal im Monat für 3-5 Tage *lacht*), durch das Marcumar und die damit verbundene gehemmte Blutgerinnung. Dann wäre da noch die schönste Nebensache der Welt: Driveline zu kurz, will man sich mal spontan etwas bewegen im Bett, „Moment Schatz, Akkus“, klar bleibt ja noch die „Erdbebennummer“: Auf dem Rücken liegen und auf ein Erdbeben hoffen….  Natürlich ist das obige etwas ins lächerliche gezogen, Fakt bleibt aber, dass ein Kunstherz zwar an sich eine sehr feine Sache ist, es allerdings auch viele Einschränkungen mit sich bringt, an die man vorher im Traum nicht dran gedacht hätte. Schon beim simpelsten, der Nachtruhe: Ladekabel anschließen ist dabei noch das Wenigste. Man dreht sich nachts im Schlaf doch ein paar Male… Dann zwickt es, weil einem das System natürlich nicht von selbst folgt nachts im Bett und die Driveline auf Spannung ist. Oder man dreht sich auf den Rücken und stellt kurz danach fest, dass die Akkus doch nicht so bequem sind, wenn man sie unterm Rücken hat. Man sitzt bequem auf dem Sofa, hat dann natürlich den Gürtel mit dem System neben sich liegen, und einem fällt ein, man möchte was trinken, oder, oder, oder. Also steht man auf und muss wieder schmerzlich feststellen: 30cm sind nicht besonders lang.  Alles eigentlich Kleinigkeiten, die sich aber summieren…  Natürlicher Weise hat es auch seine positiven Seiten. Man kann Spazieren gehen, zum Angeln, Leute besuchen oder auch so einfach mobil sein. 
Allerdings muss ich mir mittlerweile selber etwas eingestehen: Ich selber wüsste jetzt im Moment tatsächlich nicht, wie ich reagieren würde, wenn der seit 2002 erwartete Anruf kommt. Man wurde lange im Vorfeld schon vorbereitet durch die Ärzte, Recherchen im Internet, hat Pro und Contras abgewogen zu jetzt und was sein könnte, Risiken und Nutzen ab gewägt und vielleicht auch Träume gehabt, wie es ohne dem ständigen Begleiter „Kunstherz“ sein könnte… Doch, ist alles Gold was glänzt?