Mein Leben nach der Herztransplantation
Erfahrungen eines Betroffenen

Nun saß ich zuhause. Abgeschoben nach Hause aufgrund von Bettenpolitik in einem Krankenhaus. Mit der einzigen Gewissheit: Am 25.02.2013 sollst du in der ReHa sein. Montag Morgen... 06:00 Abschied von meinen Eltern. Ich steige ins Taxi und fahre zu dem Zeitpunkt eigentlich in eine ungewisse Zukunft. Dem Krankenhaus dem ich vertraute, hatte mir ja gerade kurz vorher gezeigt, was Vertrauen bei denen heißt. Eine schwarze Tasche mit Akkus und eine Driveline brachte mir das Vertrauen ein... Gegen 09:30 klingelte mein Handy. Am anderem Ende die Kunstherzkoordinatorin des Krankenhauses: „Herr Cohrs, sind Sie schon losgefahren. Und wenn nein, können Sie Mittwoch anreisen?“ Hallo? Bin ich bei versteckter Kamera und bitte verarschen Sie mich JETZT? In dem Augenblick bogen wir in die Straße ein, wo die ReHa sein soll: „Wir fahren grade vor bei der ReHa-Klinik!“ Als Antwort kam nur: „Ok dann versuchen wir mal Sie unter zu bekommen, kann aber sein, dass es nichts wird, dann halt am Mittwoch!“ Ich bereitete meinen Taxifahrer schon mal vorsichtig drauf vor, dass er eben warten möge, weil es eventuell Komplikationen gibt. Der grinste sich nur einen mit den Worten, dass er dann wenigstens keine Leerfahrt zurück hätte...     Als ich diese Einrichtung hier betrat, dachte ich schon: Ui, hat Ähnlichkeit mit einem Hotel. Naja, sollte sich bald herausstellen, das es mit einem Hotel sehr wenig zu tun hatte grinst. Nach ein paar Minuten konnte ich dem Fahrer das GO geben, dass er doch alleine zurück fährt und ich bleibe.     Nach der Anmeldung bezog ich mein Zimmer. Nicht besonders groß, aber ich sollte ja ReHa machen und kein Wellness. Folglich reicht es ja.... Den Tag war bei mir Tag der offenen Tür. Stationsärztin, Oberärztin, Kunstherzkoordinatorin, Schwestern es nahm kein Ende. Bei dem Gespräch mit der Oberärztin kam eigentlich ziemlich am Anfang zur Sprache, dass ich dringend Psychologische Hilfe bräuchte, da jeder zweite Blick von mir hasserfüllt Richtung meine schwarze Tasche ging. Was ich leider nur bestätigen konnte. Nach langem Gespräch und was nun alles auf mich zu kommt, hatte ich Zeit mich ein wenig einzurichten. Es dauerte nicht lange, bis es wieder an der Tür klopfte und eine der Schwestern an der Tür stand, mit den Worten, dass Vampir zeit sei, Blutabnahme... Ui, das waren aber reichlich Röhrchens....     Kaum wieder aufm Zimmer: Klopf klopf, die Kunstherzkoordinatorin. Fragte mich ob ich denn wisse, dass kein ReHa-Antrag gestellt wurde und ich eigentlich erst für Mittwoch geplant war? Beides musste ich verneinen. Das Krankenhaus sprach schon so lange von der ReHa und dem 25. und selbst im Entlassungsbrief stand der 25. drin.... Sie sagte mir dann, dass ich mir keinen Kopf machen solle. Wie waren ihren genauen Worte? „Machen Sie sich mal keinen Kopf um Papiere, sondern kommen Sie erst mal hier an...“     Dann war es Futterzeit... Na mal schauen wie das hier abgeht... Runter aus dem 3. Stock ins Erdgeschoss. Den Fahrstuhl belächle ich immer noch. So langsam wie der ist, laufe ich zwei Mal die Treppen hoch und runter... Oh verdammt, nun hab ich etwas verraten und vorgegriffen... NEIN ihr habt das nicht gelesen! Fahrstuhl, langsam, Erdgeschoss, genau nun habe ich meinen Faden wieder.... Unten angekommen begab ich mich wie die ganze Menschenmasse in den Speisesaal. Von Buffet gibt es ein Schälchen Suppe oder zwei. Dann wird das Mittagessen an den Sitzplatz gebracht und von Serviererinnen ausgeteilt. Es gibt reichlich. Mir schmeckt es, auch wenn manche über Gewürzmangel und grade Salzmangel schimpfen...  Von dort aus, ging es zurück aufs Zimmer. Nicht mal oben angekommen, sah ich schon einen gelben Zettel an meiner Tür: Bitte im Schwesternzimmer melden... Ok, ist ja gleich nebenan. Wollten nur wissen, ob ich deren Medikamente nehme, dann muss ich meine nicht nutzen. Klar, Geld sparen...     Kaum im Zimmer, klopf klopf. Herein? „Moin moin ich bin der Techniker für Schrittmacher, Defis und Kunstherz. Wollte nur gucken, ob Akkuladegerät und Nachteinheit richtig an geschlossen sind.“ Ich entgegnete ihm, dass ich grau und nicht blond bin. Und bekam prompt die Antwort, dass es am grau läge dass er nachschaut *lachen muss* Ich mag den... Er erklärte dann, dass die halt viele ältere Menschen haben und die wohl die Spezialsteckdosen in grün nicht von den normalen in weiß unterscheiden können und alle Kunstherzgeräte in die grünen müssen wegen Notstrom usw. Finde ich klasse. Jeder stellt sich hin und erklärt echt für Dummys warum und wieso irgendwas so ist. Nicht als Standartantwort: Ist halt so!     So lief mein Montag langsam in Richtung Feierabend. Bewaffnet mit einem Zettel: Dienstag Krankengymnastik ging ich auf mein Zimmer. Räumte die letzten Sachen ein und weg. Schnell noch Körperpflege und dann ins Bett. Scheiss Driveline... Hat die mir doch echt wieder versucht die Nacht in einem eh fremden Zimmer, fremden Bett zu zu versauen! Na warte du Mistvieh! HA! Also wirst du in Zukunft mit deinem Herrn nachts kuscheln! Tasche in den Arm genommen, unter der Decke einmal umgeschlagen die Kannte der Decke und schon liegt die Tasche sturzsicher bei mir im Arm und hey! Die Driveline ist ja irre lang! *Lacht* Um genau zu sein, über 3 Meter. Die Länge eines Ladekabels, denn die Tasche ist ja bei mir! Ich hab die Nacht zum ersten Mal mehr als 6h am Stück geschlafen. Grinst Dann weckte mich meine Blase...     Leider schaffte ich es nicht erneut einzuschlafen. Also musste Harry Potter herhalten....