Mein Leben nach der Herztransplantation
Erfahrungen eines Betroffenen

Lange habe ich nun überlegt, ob ich meine Gedanken zu dem aktuellen Thema „Corvid19“, niederschreibe. Dachte erst, ach nee, wen interessiert es. Dann, vielleicht interessiert es doch manch einen, wie das ganze Geschehen der Zeit für einen Transplantierten ist. Dann habe ich wieder an die weit verbreitet Ignoranz vieler gedacht. Naja, wie man sieht, habe ich mich dennoch durchgerungen und schreibe meine Sicht und Gedanken dazu mal nieder.

Als ich damals hörte, eine Epidemie ist in China ausgebrochen, waren meine ersten Gedanken, das ist ja weit weg. Dann kam es in den romanischen Ländern an. Italien, Spanien, Frankreich... Scheibenkleister, soweit weg ist das ja gar nicht mehr. Nun hieß das Ganze schon nicht mehr Epidemie, sondern Pandemie. Also erst mal Google gefragt, was denn der Unterschied, zwischen Epidemie und Pandemie ist. Ok, eines ist Landesweit, das Andere Weltweit.Soweit so gut. Doch was bedeutet das nun für mich/uns? Täglich gab es nur noch ein Thema, sei es im Radio, im der Glotze oder im WWW. Muss ja schon heftig sein, wenn nicht mal mehr Tornados, Fußball und Konsorten in den Nachrichten sind. Anfangs dachte ich auch noch selbst: Was geht mich das Virus an. Ich lebe auf dem Dorf. Wie soll sich da so ein Exot hier her verirren? Schweinepest, Vogelgrippe, kam hier auch nie an, wie in manch anderen Gegenden.  

Uff, es wurden immer mehr Berichte, von Toten, steigenden Fallzahlen. Ältere, Vor-erkrankte, Menschen mit schwachem Immunsystem... Ähmmm... Moment mal! Schwachen Immunsystem? Wir transplantierte nehmen Immun schwächende Medikamente, damit wir das erhaltene Organ nicht abstoßen... Ok, wer hat Ahnung von so was? Klar, MHH. Also eine Mail verfasst, mit so Dingen wie: Betrifft es uns, was müssen wir machen, was sollen wir nicht mehr usw. Die Antwort war einfach: Mundschutz, Menschenmassen meiden, Händewaschen und desinfizieren... Ich dachte nur so bei mir: Hallo? Nicht was muss ich nach einer Transplantation machen, sondern wie schütze ich mich, wenn dieses Corona nach Deutschland kommt. Die Mail die ich schrieb, nochmals durchgelesen, doch, hatte gefragt, wie man sich schützen soll. Aber... das waren doch einfache Sachen, die man kennt, seit der TX. Seltsam. Ok, Deutschland hat ja noch nicht so viele Fälle, wird schon an uns vorbeigehen, wenn alles sich die Fingerwaschen, bisschen schützen und so weiter...

Im März traf es nun uns doch. Lockdown! Was heißt das nun wieder? Einschränkungen im öffentlichen Leben. Keine großen Treffen, Restaurants zu, Fitness Clubs zu usw. Und ich musste irgendwie wieder an die Mail der MHH denken: Menschenmassen vermeiden!  

Natürlich möchte in mit meinem Text, keinesfalls die Folgen des Lockdowns verharmlosen. Viele trifft es dort, wo es wehtut. Einbrüche bei den Einnahmen, viele haben geschlossen, weil laufende Kosten weiterliefen, ohne Einkommen usw.  

Und schon kamen die Leute auf den Plan, denen alles schei** egal ist, Hauptsache sie konnten Schoppen, Essen gehen, etc. Die Regierung will uns bevormunden, wir haben Rechte und was da noch alles für gequirlter Mist bei rauskam. Dazu die Vergleiche mit der Grippe... Ok, sie sagen ja nicht, ob die Spanische Grippe von 1918-1920, oder die Aktuelle wo wir uns gegen impfen. Augen rollt

irgendwie schweife ich etwas ab. Für mich bedeutet Corvid19 eigentlich nur: Es werden immer mehr Leute, die wenig wissen, das was sie meinen zu wissen, aufhübschen, um dann aus dem Ganzen eine Verschwörungstheorie zu machen. Noch können wir nicht gegen Corona geimpft werden. Täglich sterben Menschen an diesem Virus. Menschen! Wäre es ein Baum oder eine Tierart würden viele auf die Barrikaden gehen. Aber bei 1.316.623 toten Menschen (Stand 16.11.2020)? Interessiert keinen. Schon eine seltsame Welt in der wir leben. Viele von denen man hört, es sei nicht so schlimm, berichten auch immer davon sie kennen keinen betroffenen. Hmm...

Muss ich erst Tote kennenlernen um zu verstehen, worum es hierbei geht? Es geht um das WIR. Nicht das ICH.

Für mich persönlich, hat Corvid19 auch Folgen im täglichen Leben. Klar, ich habe kein Business. Was soll mich da einschränken? Auch ich habe Familie, Freunde, den Wunsch (was ich immer sehr genieße), mit dem Wohnmobil meiner Eltern Urlaub zu machen. Oder mal schön Essen gehen. Ja, ich lebe auf einem Dorf. Meine Eltern sind nicht 100 KM entfernt sondern 2 Häuser weiter. Aber auch ich gehe zum Einkaufen. Weiß ich, welchen gedankenlosen Menschen ich dort begegne? Irgendwem der meint, ist ja nur eine Grippe, mir egal? Ich möchte meine Eltern nicht auf dem Gewissen haben, nur weil ich mich irgendwo angesteckt habe und selbst keine Symptome habe, aber das Virus weitertrage.

Hach, nun kommt bestimmt wieder eine Intelligenzbestie um die Ecke und sagt: „Dann bleib doch zuhause wenn Angst davor hast!“ Ich habe keine Angst. Nicht um mich. Ich habe mehr als genug in meinem Leben durchgemacht, was das gesundheitliche angeht. Was ich habe, ist Respekt! Und das vor etwas, was ich weder sehe, rieche, noch schmecken kann. Vor Coronavirus CORVID-19!