Mein Leben nach der Herztransplantation
Erfahrungen eines Betroffenen

Was habe ich die letzten Tage gelernt? Ein Arzt ist ok, viele Ärzte auf dem Haufen bedeuten nichts Gutes, vor allem nicht, wenn man auch noch Fragen stellt wie: Wie geht es nun weiter? Mir wurde im Beisein meines Vaters und meiner Lebensgefährtin nahegelegt, mich in nicht mehr allzu ferner Zukunft (ca. 4 Wochen), HU, sprich HighUrgent listen zu lassen, um nun den Weg zu gehen, dem ich sehr lange ausgewichen und entkommen bin: Der Transplantation!
Auf die dann noch folgende Frage, „darf ich mit nach Hause fahren“ kam nur ein „Ja“. Schnell alles einpacken und weg…
Die Rückfahrt empfand ich persönlich als Hölle. Keiner sprach wirklich. Zwischendurch ein, „richtige Richtung?“ und solche banalen Dinge. Alles frostig, kalt. Klar nicht nur mir saß der Schreck in den Knochen, über die Direktheit der Ärzte. Ebenso meiner Madam und auch meinem Vater. Musste die ganze Zeit verbergen, wie unwohl ich mich fühlte und versuchte jede aufkommende Träne zu verkneifen. Gelang mir nicht immer, aber naja…
Da ich im Krankenzimmer eigentlich nur vor mich hin stammelte, kein richtiges Wort raus bekam, so wie wir „überfahren“ wurden, sagte mein Vater zu mir als wir daheim ankamen nur: „Morgen früh will ich eine Antwort, wie du dich entschieden hast! Leben oder….“ Damit endete das Schweigen und die gruselige Odyssee… Mein Abend endete damit, dass ich bei meiner Lebensgefährtin auf dem Sofa lag, aus Driveline und Brust vor mich hin blutete. Am Folgetag, sagte ich meinen Eltern, dass ich mich fürs Leben entschieden habe. Den Samstag drauf, waren wir noch bei meiner Nichte, zum einjährigen Geburtstag. Es hat Spaß gemacht und war schön. Leider wurde die Stimmung durch mein erneutes Auslaufen etwas gedrückt und wir verabschiedeten uns. Wieder zuhause… Na ratet doch mal? Sofa, Blut, kommt einen das bekannt vor?
Irgendwie hörte dieser Kreislauf gar nicht wieder auf. Ich lag, fühlte mich daneben und die Zeit verstrich sinnlos. Mittwochabend den 3. Mai war dann mal wieder ein Highlight Tag. Frauchen machte wie jeden Tag die Verbände neu, und es blutete und blutete und blutete. Erst nur aus der Driveline, anschließend fing die frisch operierte Narbe an der Brust mit an. Pflaster runter, Pflaster drauf, wieder durchgeblutet, Pflaster runter… Ein irritierter Blick meiner Freundin… Sie drückte mir einen Stapel Mullkompressen in die Hand und sagte nur: „auf die Brust pressen!“ Sie selber verschwand, holte das Telefon und wählte 112… Als sie beim 2. Mal den Tupfer anhob von der Brust, spritzte ihr das Blut entgegen.
Guten Abend Stade, lange nicht mehr dagewesen. Im Rettungswagen, auf den Weg nach Stade schaffte ich es drei Operationskompressen durch zu bluten. Der Sanitäter meldete mich schon an, mit Arterieller Blutung worauf er als Antwort bekam, beidrehen und Richtung Hannover fahren. Der Sanitäter antwortete nur: „wir haben Pflicht zur Erstversorgung“! Zu mir drehte er sich um und sagte nur: „Ich fahre nicht mit dir wild blutend jetzt 2-3h ohne Rettungsarzt nach Hannover. Sollen sie Helikopter schicken, der braucht nur 20 Minuten…“ Da war es wieder: Das Drohwort „Helikopter“. In der Notaufnahme angekommen, kam ein netter ruhiger Arzt auf mich zu. Erstmal wollte er nun wissen was eigentlich Sache ist. Nach dem wir ihm den Verlauf geschildert hatten, entschied er sich, einen Faden von den sieben Stichen zu entfernen, um überhaupt den Druck in der linken Brust etwas zu senken. Dann fand er noch hier und dort, kleine Blutungen, die er dann mit ein paar Stichen zu vernähen versuchte. Leider sickerte das Blut trotzdem stetig weiter. Nur muss man ihm fairer Weise recht geben: Er wollte nicht tiefer in der Wunde nachschauen, da er weder Operateur war, noch sich vorstellen konnte, wie es in der Brust aussieht usw, machte er noch eine Ultraschalluntersuchung. Gut erkennbar waren bereits Trombosierte Bereiche und noch flüssige. Somit lies sich erklären warum mal mehr kam und mal weniger. Wenn das Dünne an dem Festen vorbei war, war die Blutung stärker und umgekehrt.
Er legte einen sterilen Verband an der Brust an, gab mir einen Sandsack und  erhöhte somit den Druck um die Blutung zu stillen. Er entließ mich danach nach hause, allerdings mit der strikten Anweisung, ich solle am Folgetag direkt mit der MHH telefonieren, alles schildern und auch klar machen, dass es doch recht dringend ist...  Am Donnerstag rief ich in der MH-Hannover an. Hatte erst nur die VAD-Koordination am Telefon.  Kurz danach rief mich ein Arzt an und gab mir die Anweisung, mich am Freitag stationär aufnehmen zu lassen, für die Station 15.  

        Damit beginnt die eigentliche Reise, in eine recht ungewisse Zukunft....