Nach langer Zeit mal wieder ein paar Zeilen von mir. Wir haben August 2015 und das Jahr war so ereignisreich, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Ach nehmen wir einfach mal den Januar diesen Jahres...
Am 30.01.25 durfte ich mich mal wieder in der MHH auf Station 22 einfinden zum Herzkatheter. Eigentlich ja nichts neues mehr. Hin, warten auf ein Bett, was natürlich heißt, keins frei bzw. fertig für mich. Somit ging es zu Fuß von der Station ins Herzkatheterlabor. Dort angekommen, traf ich den Chef des Herzkatheterbereiches, der mir seit einigen Jahren wohl bekannt ist. Kurzes Begrüßen, etwas Herumalbern, schon lag ich auf dem Tisch, Zugang und Schleuse im Handgelenk gelegt und auf zur großen Hafenrundfahrt.... Schon während der Untersuchung verließ der Arzt zwei Mal den Tisch... Nach dem zweiten Mal fragte ich dann doch mal, was denn los sei. Er sagte nichts schlimmes, er wollte mit dem Chef Rücksprache halten, ob er weitermachen soll, oder ich Narkose bekomme und direkt in der Operationssaal komme zum Bypass. Nichts schlimmes? Hallo? Also ich finde es schon schlimm. Aber, er machte mit dem Herzkatheter weiter, zu meinem Glück.
Nachdem er fertig war mit mir, hatte ich zwei neue Stents und dazu den netten Spruch, da haben wir noch einiges vor uns... Ok, mit Stents kann ich leben...
Als ich am Folgetag entlassen wurde, stand ein seltsames Wort im Arztbrief, mit dem ich nichts anfangen konnte, also, klar, Google befragen. Hätte ich es mal gelassen...
Transplantatvaskulopathie, was zum Teufel ist das jetzt schon wieder? Ein Abstoßung laut Google. Abstoßung und dann wird nichts gemacht? Hatte ja zwei Wochen später Termin in der HTX-Ambulanz, da mal nachfragen. Als ich die Ärztin fragte was dass denn ist, verbesserte sie mich mit den Worten: „Chronische Transplantatvaskulopathie“ Das bedeutet, das mein Körper nicht das Herz Abstößt sondern die Herzkranzgefäße, die sich dadurch verdicken und immer wieder zugehen, noch zusätzlich durch die Immunsuppressiva, auf die ich leider angewiesen bin. Kann leider nur mit regelmäßigen Herzkatheteruntersuchungen behandelt werden, sprich Stents, aber auch wiederum nur bis zu einem gewissen Punkt, dass passen keine mehr in die Herzkranzgefäße. Toll, ich hab irgendwie keine Lust mehr auf solche Nachrichten, aber ich kann euch beruhigen, es wird noch schlimmer in diesem Jahr, aber heeee! Erstmal langsam Schritt für Schritt.
Gehen wir doch mal gucken, was beim zweiten Herzkatheter in diesem Jahr passiert ist... 13.03.25 folgte ich mal wieder der netten Einladung in die MHH auf Station 22, zum? Genau meinem Hobby dieses Jahr, Herzkatheter. Und man glaube es kaum, es gab wieder mal kein Bett für mich... Also erst mal Warten, dann wie gehabt zu Fuß ins Herzkatherlabor... Dort durfte ich sogar zu Fuß zu meinem „Henker“ gehen und auf der Liege der Pein meinen Platz einnehmen... Ich begrüßte den Arzt, wir kannten uns ja schon vom Januar. Was waren seine Worte? „Wie versprochen auf zu runde zwei“. Es verlief eigentlich alles wie beim letzten Mal. Zugang legen, Schleuse gesetzt auf ging es zur Hafenrunde... Bis er plötzlich sagte: „Ich brauche mal einen Rasierer“ In dem Augenblick gingen bei mir alle Alarmglocken an: „Nicht über die Leiste bitte, das wird nichts, nach 2x Ecmo und drei Mal Herzlungenmaschine...“ Zu spät...
Ich hörte noch ein verzweifeltes „Scheiße“. Irgendwie ging alles so schnell. Zwei Ärzte sofort zur Stelle, der eine stürzte sich gleich auf mich und drückte mit vollem Körpergewicht auf meine Leiste, fluchte noch weil er keine Handschuhe angezogen hatte. Der andere Arzt, war damit beschäftigt, mein Handgelenk abzudrücken, da einer der zwei im Eifer das Gefechts meinen Herzkatheter und Schleuse aus dem Handgelenk gerissen hatte, als ich nach rechts guckte, sah ich nur noch Blut... Der Arzt an meiner Leiste rief derweil dem anderen Arzt zu, dass er nicht mehr drücken könne und Hilfe bräuchte. Der Arzt sah etwas Bleich aus und hatte ziemlich viel von meinem Lebenssaft auf seinem Kittel... Blut, ich sah nur noch Blut. Quer durchs Herzkatheterlabor, auf dem Tisch irgendwie viel zu viel Blut...
Da ganze Prozedere ging wohl gefühlt stundenlang. War aber tatsächlich nur eine halbe Stunde. Alle beruhigten sich wieder etwas. Ich war müde, so unendlich müde, jetzt einfach nur schlafen... Boah, nicht mal das war mir vergönnt. Irgendeiner hielt mich ständig wach mit, Herr Cohrs nicht einschlafen, alles wird wieder gut. Nicht einschlafen...
In Windeseile wurde ich durch die Flure der MHH geschoben. Ein Arzt motzte mit dem anderen, von wegen schneller und dann wider mit mir, ich solle wach bleiben. Als ich auf der Intensivstation ankam wurde es nochmals hektisch. Irgendwer fragte mich was, keine Ahnung mehr was der oder die wollte, ich wollte schlafen...
Denkste, wieder anderer Arzt. „Herr Cohrs, wir legen jetzt zwei Konserven an und schicken Sie ins CT“ Wieder nichts mit schlafen... CT war zum Glück unauffällig, keine aktive Blutungen mehr, aber was zum Teufel nochmal war passiert? Über den Leistenzugang, sind die mit dem Katheter hoch zur Hauptarterie am Herzen um dort eine Verengung aufzublasen mit dem Ballon und einen Stent zu setzen. Den Stent konnte der Arzt noch schnell genug setzen, allerdings ist beim Verlasen der Verengung die geplatzt und hat innere Blutung verursacht, die dann versuchten über die Einstichstelle rauszukommen. Ich war 5 oder 6 Tage auf der ITS. Dort bekam ich insgesamt 3 Konserven Fremdblut. Plötzlich Medikationsänderung. Akutes Nierenversagen. Anämie, Nierenversagen was soll noch kommen? Nachdem ich von der ITS wieder auf Station 22 verlegt wurde, wurde ein richtig großes Herzecho angeordnet. Also wurde ich dort hin geschoben.. Die Untersuchung ging tatsächlich eine knappe Stunde. Als der Junge Mann mit mir fertig war, sagte er zu mir, meine Mitrealklappe ist defekt und undicht, auf Grad 3. Was heißt nun wieder Grad 3? Ist das gut? Schlecht? Naja, er sagte ja undicht und defekt. Das klingt dann wohl nicht so pralle. „Den Rest erklärt Ihnen der Arzt auf Station“... Na juchu, hab ich schon erwähnt, dass ich auf Hiobsbotschaften keinen Bock mehr habe?
Auf Station ließ natürlich der Arzt auf sich warten. Ich hatte echt keinen Plan mehr, was nun eigentlich Sache ist. Irgendwann erschien er dann, schon mit einem Aufklärungszettel in der Hand. Und versuchte mir schonend beizubringen, dass ich im September einen Termin hätte zum Schluckecho um zu gucken, wie der Eingriff erfolgen kann und wird. Eingriff? Wovon redet der da? „Sie brauchen eine Neue Herzklappe, Grad 3 bedeutet Endstadium für die Herzklappe, der Eingriff sollte so schnell es möglich ist, durchgeführt werden.“ WTF!
Ich guckte ihn an, versuchte mich zu sammeln und sagte ihm dann, dass ich nach der gewesenen Scheiße erst mal Ruhe brauche und mich dann entscheiden werde. Er stimmte mir zu wies aber nochmals auf die Dringlichkeit hin.
Nachdem Wochenende auf Station dann noch, wurde ich endlich nach Hause entlassen. Mit Unterschenkel wie ein Bodybuilder so hart voll Wasser, grade gewesenen Nierenversagen, defekter Herzklappe die vorher noch völlig in Ordnung war und der Anämie...
Zuhause brauchte ich volle drei Wochen, bevor ich überhaupt mal wieder geradeaus gucken konnte. Der Besuch beim Hausarzt machte auch keinen Mut. Als wir nach dem Krankenhaus dort waren, las er sich den Arztbrief durch und schluckte. Als meine Lebensgefährtin dann zu ihm sagte:“Wie sieht es aus, ich will nicht schon wieder jemanden begraben“, sagte er nur ganz trocken zu ihr: „Das werden Sie leider“. Er wandte sich mir zu und sagte ganz ruhig, dass er es verstehen würde wenn ich keine Lust mehr hätte und er könne mir jederzeit die Palliativmedizin anbieten. Palliativ was? Immer diese Fremdwörter...
Hab auch das gegoogelt. Klingt nicht wirklich berauschend...
Ab er noch ist mein Jahr immer noch nicht zu ende... Willkommen zu Runde 3 Herzkatheteruntersuchung. Am 28.04.25 durfte ich mich mal wieder einfinden, Wo? Ach komm, nicht fragen, ist doch logisch, in der MHH Station 22.
Ich hatte ja nun etwas Zeit nach der letzten Untersuchung nachzudenken. Zum kotzen! Junge, hatte ich eine Panik vor dem Herzkatheter. Hab mir sonst was vorgestellt und tatsächlich zu der Runde den großen Koffer mitgenommen. Ich hab echt voll schiss gehabt vor der Untersuchung. Ich glaube das hat auch der Arzt etwas gemerkt. Es war wieder der Arzt den ich immer hatte, und bei dem letztes Mal alles schief ging. Er begrüßte mich und ich antwortete diesmal bitte ohne Intensivstation. Seine Worte“ Ich gebe mein bestes“... Genau, das beruhigt mich ja voll... Prozedere wie immer: Zugang, Schleuse, abfahrt... 1. Versuch, daneben. 2. daneben, 3. daneben... Oh oh, nicht über die Leiste! 4. Treffer.... Uff, er ist drin. Als er an einem Engpass an der Hinterwand ankam, grummelte er sich was in den nicht vorhandenen Bart. Ich mochte schon gar nicht fragen, aber die Neugierde... wenn die nicht wäre... „Was ist denn?“
Er erklärte mir, dass er etwas im Zwiespalt sei. Da ist zwar eine Verengung, aber noch so gering, dass er Sorge hat, wenn er einen Stent implantiert, dass die dann platzt. Nutzen Risiko Verhältnis? „Nein, ich lasse da die Finger von, Risiko ist zu hoch“. Dachte noch so: guuuter Mann! Herzkatheter raus... Morgen nach Hause!
Im Mai hatte ich ja dann meine Routineuntersuchung in der HTX-Ambulanz. Irgendwie wollten den Tag die Fragen alle schneller raus, als ich überhaupt reden konnte. Eigentlich drehte sich alles um eine Sache: Die Herzklappe!
Sie machte diesmal das Echo selbst. Oben, unten, links, rechts, vorne und von hinten. Ihre Aussage war auch nicht so wirklich schlüssig: Ja sie ist undicht, aber Grad 3 kann sie nicht bestätigen. Stattdessen schrieb sie in den Arztbrief; „Kann vom Schweregrad her unterschätzt werden!“ Ja, super und was heißt das nun genau? Schulterzuckt genauso schlau wie vorher. Zumindest sagte sie gleich, dass sie das Schluckecho absagen wird, da das Risiko bei der Untersuchung zu groß ist und sie das nicht verantworten könne.
Na Dann schauen wir mal, was dieses Jahr noch für Überraschungen für mich bereit hält...